Internetkriminalität
Vortrag am 12. März 2014
Warum ist Vorsicht geboten im Umgang mit dem Internet,
besonders aber mit sozialen Netzwerken und Apps?
Cem Karakaya, sprach Klartext. Er erreichte die Schüler der 7. und 8. Klassen mit seinen Worten, denn er kennt die Szene. Mit Beispielen aus seiner Tätigkeit bei Interpol und seiner jetzigen Arbeit bei der Polizei konnte er die Aufmerksamkeit der Jugendlichen fesseln.
Herr Karakaya thematisierte vor allem
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Sein eindringlicher Hinweis galt der Schwachstelle „Mensch“. Der allzu sorglose Umgang mit Passwörtern
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Für weitere Informationen verweisen wir auf den nachstehenden Artikel
sowie auf die Seiten der Polizeiberatung.
Datenkraken
„Die neue Freiheit im Netz – meine Daten und was daraus wird!
Von Datensammlern bis zum Mobbing“
Rainer Richard Erster Kriminalhauptkommissar IT-Sachverständiger Polizeipräsidium München |
Google, Facebook & Co
Datenschutz vs. Datensammlungen
Am Beispiel von „Herrn Meier“ führte Herr Richard den zahlreich erschienenen und überaus interessierten Eltern und Lehrern das ganz alltägliche Medien-Nutzungsverhalten vor Augen. So mancher erkannte sich - zumindest in Teilen - selbst:
- Tagesnachrichten über Internet
- Geografische Orientierung über Google-Maps
- Kontakt über Facebook pflegen
- Suche nach Artikeln des persönlichen Bedarfs
- Zugriff auf die Wunschliste bei Amazon
- Gesichtserkennung, um Personen ausfindig zu machen
- Jemandem den Weg beschreiben – nicht ohne vorherigen Zugriff auf dessen Standort
Wem ist wirklich bewusst, dass viele der Dienste jede Aktion registrieren, dass gerade Google und Facebook wie gierige Datenkraken alle persönlichen Einträge speichern?
Die Währung von Google und Facebook sind unsere persönlichen Daten. Mit dem Erstellen von Nutzungsprofilen, dem Auswerten von Kaufinteressen und Kaufverhalten, kann die Werbung gezielt ansetzen.
„Die IP-Adresse wird 9 Monate lang durch Google gespeichert,
eine eindeutige Cookie-ID 18 Monate!
Dies ermöglicht Google die Wiedererkennung des anfragenden Rechners und damit das Erstellen einer Suchhistorie des betreffenden Nutzers sowie individualisierte Werbung.“
Nahezu jeder nutzt Google. Es gäbe auch Alternativen wie https://ixquick.de oder http://duckduckgo.com.
Auch auf die Möglichkeit der Verwendung des Scroogle-Frontends wurde verwiesen.
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Herr Richard zeigte auch deutlich, wie schnell man sich Trojaner, Programme, die den eigenen Computer ausspähen, einfängt. Ein gängiger Trick: Ein E-Mail-Anhang, als pdf-Datei getarnt und daher völlig harmlos scheinend, enthält nach vielen Leerzeichen eine sich selbst entpackende Datei, die den Spion auf den Computer bringt. |
„Als der Mensch keine natürlichen Feinde mehr hatte,
erfand er den Computer,
dann das Internet
und dann die sozialen Netzwerke.“
Zahlreiche Umfragen beweisen, dass sich viele, ja immer mehr Menschen sich bei sozialen Netzwerken wie facebook, xing, wer-kennt-wen, studi-vz, stayfriends usw. bewegen.
Die dort eingestellten Daten sind die Währung, mit der gehandelt wird. Ohne die eigene E-Mail-Adresse einzugeben, gibt es keine Anmeldung: Daten erfasst. Deine Freunde einladen: Daten weitergeleitet.
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Gibt es die Möglichkeit, sich zu schützen? „Nutzen Sie das Angebot kurzfristig generierter Mailadressen wie z. B. trashmail oder Wegwerf E-Mail.“, so Richard.
Auch vor dem „Gefällt-mir-Button“ wurde gewarnt, weil er automatisch ein Cookie installiert, das die Aktionen auf dem eigenen Computer mitverfolgt.
Zwar kann man die Sicherheitseinstellungen im Browser verändern, doch viele Seiten wären dann – ohne die Erlaubnis, Cookies zu verwenden – nicht mehr zugänglich. |
Einmal Facebook – immer Facebook?
Jede Minute werden bei facebook 50 000 Links geteilt, 74 000 Freunde eingeladen, 231 000 Nachrichten versendet, 382 000 Likes angeklickt. Und 71 % der Nutzer werden mit Spam-Mails belästigt. Viren und Trojaner verbreiten sich ...
Facebook speichert jede Menge: Hobbies, Tätigkeiten, Freunde, Fotos, Filme, Tagebücher, Blogs, Handynummer. Wer wissen möchte, was über ihn gespeichert wurde, wird nur einen Teil seiner Daten einsehen können. Mehr darüber finden Sie bei www.europe-v-facebook.org. Das Löschen eines Facebook-Eintrags dagegen ist aufwändig. Wirklich gelöscht werden diese Daten nie.
Erlaubt ist die Teilnahme an Sozialen Netzwerken in Deutschland ab 14 Jahren, in den USA ab 13. In Wirklichkeit jedoch sind bereits Kinder ab 7 Jahren dort unterwegs - Kinder, die noch nicht eigenverantwortlich damit umgehen können. Hier ist die Aufsichtspflicht der Eltern gefordert. Denn Nutzungsbestimmungen wie ...
„Für Inhalte, die unter die Rechte an geistigem Eigentum fallen, wie Fotos und Videos (...) erteilst du uns vorbehaltlich Deiner Privatsphäre und Anwendungseinstellungen die folgende Erlaubnis: Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizensierbare, unentgeltliche weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest (=IP-Lizenz) Diese IP-Lizenz endet, wenn Du Deine IP-Inhalte oder Dein Konto löschst, außer Deine IP-Inhalte wurden mit anderen Nutzern geteilt und diese haben sie nicht gelöscht.“
Quelle: www.facebook.com/terms/php
... können Kinder nicht durchschauen. Um der Aufsichtspflicht gegenüber Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden, empfiehlt Richard einen eigenen facebook-Zugang oder alternativ den Dienst secure.me, der die Eltern bei Profilveränderungen benachrichtigt.
Sind die o. g. Nutzungsbedingungen in unserem Land überhaupt zulässig? Facebook-Server stehen nicht in Deutschland. Wer gegen facebook klagen möchte, hat es mit einem Gericht in Kalifornien zu tun.
Das Backend des Sozialen Netzes:
Ausgrenzung, Anschuldigung, Verleumdung. Schon immer gab es unsoziale Verhaltensweisen, doch früher lokal begrenzt. Heute sind Gerüchte und falsche Beschuldigungen in kürzester Zeit überall verbreitet – ohne die Chance auf ein Zurück. Wie sehr und wie viele Jugendliche darunter leiden, darauf wies Herr Richard am Ende seiner Ausführungen hin. Immer wieder werden Jugendliche psychisch belastet. In manchen Fällen endet Mobbing im Selbstmord.
Richtiges Verhalten?
- Die Wahl deines Profilnamens sagt viel über deine Persönlichkeit.
- Stelle keine unvorteilhaften Fotos ein.
- Wer soll deine Mails (z. B. Party-Einladung) erhalten? Kontrolliere den Kreis der Empfänger.
- Beziehungsstatus angeben - könnte auch mal kompliziert werden
- Vermeide auf jeden Fall Einträge in „Hassgruppen“.
Handy und Datenschutz
Die Spione sitzen in fast jeder App.
Besonders aggressive Datensammler sind die facebook-app und auch „Bad piggies“. Viele, gerade kostenlose Apps übertragen Daten direkt an den Hersteller. Häufig werden auch GPS-Daten erfasst.
Richard riet dringend, in Virenschutzprogramme für Smartphones zu investieren. Für Android-Betriebssysteme empfiehlt er www.drweb.com. |
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„Kein Geheimdienst wäre jemals in der Lage, so viele detaillierte Informationen zusammenzutragen, wie sie bei den Social-Media-Seiten auf Abruf bereit stehen.“
Zitat des Wikileaks-Gründers Julian Assange